Zur gestrigen Einigung zwischen zehn Euroländern (Deutschland, Österreich, Belgien, Estland, Griechenland, Frankreich, Italien, Portugal, Spanien, Slowakei) eine Börsenumsatzsteuer auf Aktien und einige davon abgeleitete Derivate einzuführen, erklärt Sven Giegold, Grüner Spitzenkandidat zur Europawahl und Mitgründer von Attac Deutschland:
„Diese Steuer ist keine Finanztransaktionssteuer. Sie ist eine Börsenumsatzsteuer auf Aktiengeschäfte, die Nationalstaaten auch eigenständig einführen können. Besteuert werden soll nach dem Ausgabenprinzip, so dass Steuerumgehung einfach bleibt. Wichtige Finanzmarktakteure wie market maker werden großzügig ausgenommen. Damit ist die Börsenumsatzsteuer eine Steuer für Kleinsparer.
Die zentralen Ziele der Finanztransaktionssteuer werden so verfehlt. Die neue Steuer erzielt keine relevanten Einnahmen, um die Kosten der Krise zu decken. Auch wird die Steuer überschäumende Spekulation an den Finanzmärkten nicht bremsen, weil sie auf die meisten Derivate und Anleihen gar nicht erhoben wird. Das französische Vorbild erzielt statt bei einer FFT geplanten 7 Milliarden Euro jährlich nur 700 Millionen. Gerade einmal 10%. Ohne Zeitplan und konkreten Maßnahmenplan ist es auch Augenwischerei die Börsenumsatzsteuer als ersten Schritt zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer zu verkaufen.
Der Etikettenschwindel ist eine Niederlage für Finanzminister Schäuble, der sich für eine echte Finanztransaktionssteuer eingesetzt hatte. Vor allem aber ist diese Schrumpfsteuer eine große Enttäuschung für alle Bürgerinnen und Bürger, die sich über Jahre für eine Finanztransaktionssteuer engagiert haben.
Die Verantwortung für das Scheitern der verstärkten Zusammenarbeit in der EU tragen ausgerechnet die sozialistisch regierten Länder Frankreich und Italien. Sie sangen am lautesten das Lied der Lobby der Finanzwirtschaft gegen die Finanztransaktionssteuer. Damit waren es ausgerechnet die sozialistische Parteienfamilie von Martin Schulz, an der Start einer echten Finanztransaktionssteuer gescheitert ist.“