Sven Giegold

Trotz Kappung durch die EZB: Boni bei der Deutschen Bank noch immer zu hoch

Bloomberg und die Financial Times berichten unter Berufung auf interne Quellen, dass die Deutsche Bank bei ihren Bonusplänen für das Jahr 2020 von der EZB ausgebremst wurde. Schon im Januar war vermutet worden, dass die Bonuszahlungen beim größten deutschen Geldhaus gegenüber dem Vorjahr noch einmal ansteigen könnten. Für 2019 hatte die Deutsche Bank rund 1,5 Milliarden an die Mitarbeiter*innen ausgeschüttet, trotz eines Jahresverlusts von 5,7 Milliarden Euro. Damals hatten fast 600 Mitarbeiter*innen eine Gesamtvergütung von mehr als 1 Million Euro erhalten. Der Bonustopf für 2020 sollte auf über 2 Milliarden Euro ansteigen, nachdem die Bank 113 Millionen Euro – und damit erstmals seit 2014 überhaupt wieder einen Gewinn – erwirtschaftet hatte. Nach starkem Gegenwind von den Bankenaufseher*innen der EZB wird die Bank wohl von der Boni-Erhöhung Abstand nehmen. Die genaue Höhe der Bonuszahlungen ist allerdings noch unklar. Diese wird erst am 12. März 2021 bekannt gegeben. Zeitgleich streiken seit dem 30. Januar 2021 die Callcenter-Mitarbeiter*innen der Deutschen Bank für höhere Gehälter.

In einem Brief vom 15. Dezember 2020 hatte die EZB-Bankenaufsicht die Institute angesichts drohender Kreditverluste durch die Coronakrise zu “extremer Zurückhaltung” bei der Zahlung variabler Gehälter aufgerufen. Bonuszahlungen minderten nicht nur das Eigenkapital der Banken, sondern könnten inmitten der Krise auch einen erheblichen Reputationsschaden für die Banken bedeuten, so die Aufseher damals.

Sven Giegold, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA im Europäischen Parlament, erklärt:

“Die Kappung der Boni bei der Deutschen Bank durch die EZB ist richtig, geht aber nicht weit genug. Gehälter und Bonuszahlungen müssen in einem sinnvollen Verhältnis zu den Erträgen stehen. Bei der Deutschen Bank ist das schon seit Jahren nicht der Fall. Solange die Auswirkungen der Coronakrise auf den Bankensektor noch nicht absehbar sind, dürfen die Institute ihr Eigenkapital nicht für exzessive Vergütungen verplempern. Die Aufsicht muss hier einen Riegel vorschieben. Zwar waren die Banken diesmal nicht Auslöser der Krise. Doch ihr erfolgreiches Jahr 2020 verdanken sie weniger der Genialität ihrer Manager als den massiven staatlichen Stützungsmaßnahmen für die gesamte Wirtschaft. Außerdem profitieren Großbanken wie die Deutsche Bank noch immer von impliziten Staatsgarantien, weil sie ‘too big too fail’ sind.

Die exzessiven Vergütungen in der Finanzbranche sind ein ungelöstes Problem. Nichts zehrt so sehr am Kapital der Großbanken wie die überzogenen Vergütungserwartungen ihrer hochbezahlten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Noch immer werden vom mittleren Management an aufwärts Mondgehälter gezahlt, üppige Boni sind fest eingepreist. Dagegen muss die Gewerkschaft ver.di bei der Deutschen Bank für eine anständige Bezahlung in den Callcentern streiken. Nach der Finanzkrise wurde es versäumt, die fatale Selbstbedienungsmentalität zu beenden. Zwar konnten wir Grüne eine Begrenzung der Boni durchsetzen, doch das Grundproblem der exzessiven Gehälter an der Spitze wurde nicht gelöst. Die EZB sollte bei den variablen Vergütungen härter durchgreifen. Es ist nicht überzeugend, dass Mitarbeiter in Scharen nach London oder Übersee flüchten würden, wenn in Europa bodenständigere Gehälter gezahlt würden. Diese diffuse Warnung verbreiten die Banken seit Jahren, ohne jemals belastbare Belege vorgelegt zu haben.”

 

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Berichterstattung auf Bloomberg (Paywall):
https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-02-18/deutsche-bank-cut-bonus-plans-after-ecb-criticized-payout-levels

Berichterstattung in der Financial Times (Paywall):
https://www.ft.com/content/65e8ad5f-a134-405b-91c2-d79a426f3026

Brief der EZB-Bankenaufsicht an die beaufsichtigten Institute vom 15.12.2020:
https://www.bankingsupervision.europa.eu/press/letterstobanks/shared/pdf/2020/ssm.201215_letter_remuneration_policies_in_the_context_of_the_coronavirus_COVID_19_pandemic.en.pdf

 

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