Am 19. Januar 2011 hat die EU-Kommission ihren Richtlinienvorschlag „Omnibus II“ vorgestellt. Die Richtlinie setzt die neue Europäische Aufsichtsbehörde für das Versicherungswirtschaft (EIOPA) und den Lissabon-Vertrag in der Versicherungsregulierung um. Leider versucht die EU-Kommission durch die Hintertür, die Umsetzung der beschlossenen europäischen Versicherungsregulierungen für bis zu 10 Jahre auszusetzen und zwar ohne Beteiligung der Parlamente. Dazu berichtet das Handelsblatt:
Handelsblatt vom 19.01.2011
EU-Kommission rüttelt an Kapitalregeln für Versicherer
Brüsseler Behörde will wichtige Elemente der EU-Richtlinie für zehn Jahre außer Kraft setzen und davon abweichende Eigenkapital-Vorschriften erlassen.
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Handelsblatt vom 20.01.2011
Versicherer lehnen weitere Rettungsfonds ab
Die Branche hält ihre eigenen Sicherungssysteme für ausreichend und sperrt sich gegen gesetzliche Regelungen.
Frank M. Drost, Thomas Schmitt, Berlin, Frankfurt. Die deutschen Versicherer halten nichts von einem zusätzlichen Rettungsfonds für ihre Branche. Bei ihren Kunden möchten die Unternehmen künftig lieber mit mehr Offenheit punkten. Als Vorreiter präsentierte sich in Berlin Marktführer Allianz, tatkräftig unterstützt vom Branchenverband GDV. Durch ihr Vorpreschen wollen sie gesetzliche Regeln verhindern.
Einen verpflichtenden Krisenfonds, um mögliche Insolvenzen zu bewältigen, hatte der EU-Parlamentarier Sven Giegold (Grüne) im Handelsblatt vorgeschlagen. Für die Verbände GDV und private Krankenversicherung (PKV) geht der Vorschlag allerdings ins Leere. In Deutschland seien Insolvenzsicherungssysteme für die Lebensversicherung mit Protektor und für die Krankenversicherung mit Medicator schon seit langem bekannt, erklärte der GDV. Der Schutz für die Kunden sei hoch. Denn die Sicherungseinrichtungen führten die Verträge bei einer Anbieterpleite zu unveränderten Konditionen fort.
Die Verbände sehen sich im Übrigen durch die Europäische Kommission bestätigt. Diese plant, alle Versicherungskunden vor Insolvenzen zu schützen. Wie das umgesetzt wird, überlasse die EU aber den Mitgliedstaaten. Das Prinzip findet der GDV gut: Nur wenn die Sicherungssysteme zu den Besonderheiten der einzelnen Märkte und Produkte passten, könnten Kunden optimal geschützt werden. Auf Bewährtes sollte man nicht ohne Not verzichten. Ein neuer europäischer Fonds oder die gegenseitige Unterstützung nationaler Sicherungssysteme würde dagegen falsche Anreize für Aufsicht und Unternehmen setzen.
Der PKV-Verband sieht seine Branche zudem gut aufgestellt. Selbst in der Finanzmarktkrise sei der Garantiezins von 3,5 Prozent stets übertroffen worden. Für den FDP-Finanzexperten Björn Sänger hat der Vorschlag des Europaabgeordneten Giegold dagegen durchaus Charme. Dabei hat Sänger insbesondere die Debatte über eine stärkere Gläubigerhaftung bei Staatsanleihen im Kopf. Wenn Schuldenschnitte, sogenannte Haircuts, beispielsweise für griechische Anleihen nicht länger ausgeschlossen würden, müsse man sich natürlich Gedanken über die finanzielle Verfassung von Versicherern machen, die zu den großen Anleihen-Investoren gehören. Es sei im staatlichen Interesse, wenn Versicherer, denen viele ihre Altersvorsorge anvertraut hätten, im Notfall aufgefangen würden.
Die Versicherer glauben dagegen, dass sie mit mehr Transparenz das Vertrauen der Kunden erhalten können. Künftig will die Allianz zum Beispiel die effektive Rendite auf die gezahlten Beiträge in ihren Produktinformationen nennen. Das entspricht einer Forderung der Verbraucherschützer. Bisher nennt die Branche in ihren jährlichen Zinsdeklarationen eine Zahl, die sich nur auf den Sparanteil der Beiträge bezieht – nach Abzug der Kosten des Versicherers. Dadurch sind Vergleiche mit anderen Anlageformen nur sehr schwer möglich. Allianz-Leben-Chef Maximilian Zimmerer geht davon aus, dass die Branche dem Vorbild der Allianz in diesem und dem nächsten Jahr folgen wird.
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Hier der Link zum Richtlinienentwurf der Kommission (für Laien unverständlich):
http://ec.europa.eu/internal_market/finances/docs/committees/supervision/omnibus2/com2011_en.pdf