Sven Giegold

25/7/2009: Wanderung durch die Eifel

Fotoalbum der Wanderung:  Hier

Was fehlt der herrlichen Landschaft des Ahrgebirges? Nichts! Sie ist wunderschön. EU-weit geschützte Arten wie Haselhuhn, Schwarzstorch, Grauspecht und Uhu fühlen sich hier pudelwohl. Doch wenn es nach dem Bundesverkehrswegeplan und der Rüttgers-Regierung geht, braucht die Gegend unbedingt eine Autobahn. Der sogenannte A1-Lückenschluss würde jedoch zerstören, was die Region attraktiv macht. Die Schönheit und Urspränglichkeit der Landschaft.

Am 25. Juli wanderten 50 Mitglieder aus Bürgerinitiativen, Grüne und aufmerksame ZeitungsleserInnen mit mir und dem Bundestagskandidaten Oliver Krischer durch das bedrohte Gebiet. Wir waren alle begeistert von der hügeligen Eifellandschaft. Zu recht zieht sie jedes Jahr mehr ruhesuchende TouristInnen an, besonders seit der Nationalpark Eifel verwirklicht wurde.

Das Haselhuhn ist mir dabei besonders sympathisch geworden. Auf unserer eintäigen Wanderung durch die Eifel haben wir das äußerst scheue Tier leider nicht zu Gesicht bekommen. Aber ein ornithologisches Gutachten zeigt: Die letzten Haselhühner in NRW leben im EU-Vogelschutzgebiet Ahrgebirge. Das Haselhuhn zählt genauso wie die im Gebiet vorkommenden Grauspechte, Rotmilane, Schwarzstörche und Eisvögel zu den besonders geschützten Arten der EU-Vogelschutzrichtlinie. Außerdem ist dieser Teil der Eifel wohl das größte Landschaftsgebiet, das noch nicht von einer breiteren Straße durchschnitten wird. Die Entwicklung des Schutzgebiets wurde über die letzten Jahrzehnte mit umgerechnet 80 Millionen € Steuergelden gefördert. Ob die Zerstörung genau dieses Gebiets nicht nur unsinnig, sondern zudem rechtlich unzulässig ist, wollen wir nun prüfen lassen. Denn unwahrscheinlich scheint, dass Rüttgers „Privat vor Staat“-Regierung noch anders zur Vernunft gebracht werden kann. Hier hilft nur noch EU-Recht!

Dabei geht es uns jedoch nicht nur um den Schutz seltener Arten und um den Schutz der AnwohnerInnen. Vielmehr geht es auch um die wirtschaftliche Zukunft der Eifelregion. Zurecht wirbt die Wirtschaftsförderung der Region mit „Eifel-Qualität“: „Die Marke EIFEL garantiert höchste Qualität, Natürlichkeit und Ursprünglichkeit“ (www.eifel-qualitaet.de). Genau hier liegt die Chance der Eifel. In den Wirtschaftssektoren naturnaher Tourismus, Gesundheit, Handwerk, nachhaltiger Forst- und Landwirtschaft kann die Eifel punkten und nachhaltig Arbeitsplätze schaffen. Diese Strategie verträgt sich jedoch nicht mit der „nachholenden Industrialisierung“ der Region durch eine lärmende Autobahn. Statt die A1 quer durch die Eifel zu bauen, gibt es die schon lange von den Umweltverbänden vorgeschlagene Alternative: Ausbau der schon vorhandenen B51. Das wäre billiger und vergleichsweise naturschonend.

Ein anderer Teil der Eifel wurde schon zu Zeiten der rot-grünen Landesregierung zum Nationalpark erklärt. Das führte zu einem bedeutenden aufschwung des Tourismus bei gleichzeitigem Schutz der Natur. Ärgerlicherweise wird auch dieses doppelte Erfolgsprojekt von der Landesregierung mit ihrer an kurzfristiigen Interessen orientierten Politik bedroht. Direkt am Rande des Nationalparks plant sie die Ortsumfahrung Dreiborn. 2.700 ha Staatswald wurden in der Eifelregion privatisiert und sind damit von Abholzung bedroht.

Der schöne Tag in der Eifel hat jedenfalls gezeigt: Politische Veranstaltungen müssen nicht immer in Sälen stattfinden. Vielmehr kann man wandernd Kaisermantel, Neuntöter, Rotmilan, Schwalbenschwanz und co. beobachten, einen schönen Tag mit netten Leuten verbringen und eine Menge lernen. Ich habe mir nach diesem Tag jedenfalls fest vorgenommen, die EU-Schutzgebiete in NRW nach und nach zu erwandern. Dabei will ich zeigen, dass der Schutz der Natur Arbeitsplatzinteressen nicht im Weg steht, sondern vielmehr die Basis für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung ist. Wandern für den Grünen New Deal!

Der Wandergrüne Sven

Fotoalbum der Wanderung:  Hier

Rubrik: Europa vor Ort, Wanderungen

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