Handelsblatt, 27.01.2014
EU streitet über Bilanzstandards
Zwei Institute sollen die Folgen für die Wirtschaft untersuchen.
Ruth Berschens
Brüssel
Zwischen dem Europaparlament und der EU-Kommission bahnt sich ein Konflikt um die globalen Bilanzierungsstandards (IFRS) an. Die EU-Volksvertreter sehen diese Standards immer schon kritisch. Deshalb hatten sie vergangenes Jahr durchgesetzt, dass die Wirkung von IFRS auf die europäische Wirtschaft geprüft wird. Mit der Untersuchung hat die EU-Kommission nun die beiden britischen Institute Mazars und ICAEW beauftragt – und damit die Europaparlamentarier massiv verärgert. Die beiden Institute seien nicht unabhängig, monieren die Abgeordneten Sven Giegold (Grüne) und Wolf Klinz (FDP). Sie stünden dem Internationalen Buchhaltungsstandardsetzer IASB nahe und würden die IFRS-Standards unterstützen. „Der ausgesuchte Ausschuss kann keine objektive Bewertung vornehmen“, sagte der Abgeordnete Klinz dem Handelsblatt.
Der angloamerikanisch geprägte IFRS-Standard setzt sich in Europa mehr und mehr durch. Die Konzerne haben bereits auf IFRS umgestellt. Nun geht es darum, ob auch mittelständische Unternehmen nach IFRS bilanzieren – und nicht mehr wie bisher in Deutschland üblich nach den Regeln des Handelsgesetzbuches (HGB). Laut IFRS werden Vermögenswerte und Schulden in der Bilanz mit dem Zeitwert (fair value) angesetzt, laut HGB dagegen mit dem historischen Anschaffungswert. Die Kritiker im Europaparlament werfen IFRS deshalb vor, in der Krise prozyklisch zu wirken. „Die Ausweitung dieser Regeln auf den Mittelstand ist daher nicht im Interesse des Gemeinwohls“, meint Parlamentarier Giegold.
Eine Einschätzung warum die beiden Institute nicht die notwendige Objektivität haben, finden Sie unter folgendem Link: Mazars and the ICAEW. Hieraus können Sie klar entnehmen, woher der immer wieder angesprochene Interessenkonflikt kommt.