Sven Giegold

Insektengift Thiacloprid: Bayer klagt gegen Verbot in Frankreich

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,

 

in der Öffentlichkeit stellt sich Bayer derzeit gerne als Unternehmen dar, dass mit seinen Produkten Menschen gesünder macht. Dazu passt leider gar nicht, dass Bayer eine Klage des Lobbyverbands UIPP gegen ein in Frankreich geltendes Verbot ihrer Pestizide mit dem Wirkstoff Thiacloprid aus der Klasse der Neonikotinoide unterstützt (Die Zeitungen der Funke Mediengruppe berichteten: https://www.waz.de/politik/schaedliches-insektengift-giegold-gruene-kritisiert-bayer-id227456939.html)

 

Die französische Regierung hatte dieses Verbot erlassen, weil sie das EU-Verbot aus dem Jahr 2018 von drei anderen Neonikotinoiden, nicht aber von Thiacloprid, als unzureichend ansah, um Ihre Bevölkerung zu schützen. Denn wenn ein EU-Land berechtigte Sorge um den Schutz der Gesundheit seiner Bürgerinnen und Bürger hat, darf es schärfere Regeln als die EU erlassen. Dass eine Gefahr durch Thiacloprid besteht, darüber gibt es schon länger kaum Zweifel. Denn Thiacloprid ist, neben dem Schaden für die Insekten und die Biodiversität auf und neben den Feldern, auch nachgewiesen fortpflanzungsschädigend für Menschen.

 

In der Zwischenzeit hatte auch die europäische Zulassungsbehörde und eine Mehrheit der Mitgliedsländer ein Einsehen und haben ab Mai 2020 Thiacloprid EU-weit verboten (https://sven-giegold.de/grosser-erfolg-fuer-bienen-und-gesundheit-eu-verbietet-thiacloprid/).

Doch der von Bayer unterstützte Lobbyverband klagt unbeirrt weiter auf Wiederzulassung von Thiacloprid in Frankreich. Besonders brisant dabei: Der französische Imker-Verband vertritt vor Gericht die Seite der Bürgerinnen und Bürger und der Umweltverbände. Doch deren finanzielle Mittel sind durch den langen Prozess fast aufgebraucht, während der finanzstarke Lobbyverband UIPP mit der Unterstützung von Bayer einfach weitermacht. Hier zeigt sich, mit welch ungleichen Mitteln gekämpft wird.

 

Wir sind überzeugt: Wenn eine Regierung ihre Bürgerinnen und Bürger schützt, sollten Unternehmen wie Bayer dagegen nicht juristisch vorgehen. Gesundheitsschutz darf nicht gegen kurzfristige Gewinninteressen ausgespielt werden.

 

Bayer befindet sich durch die Übernahme von Monsanto und den zehntausenden Klagen gegen Glyphosat in den USA in ernsten Schwierigkeiten. Der Konzern hat bereits einen Personalabbau von 12.000 Stellen angekündigt, davon 4.500 in Deutschland und vor allem in Nordrhein-Westfalen. Doch statt die Weichen glaubwürdig auf Nachhaltigkeit zu stellen, macht das Management einfach weiter wie bisher und gefährdet damit weitere Arbeitsplätze. Bayer hat jetzt die Chance das Ruder herumzureißen. Leider passiert das aber ganz besonders auf bunten Bildern auf der Homepage, nicht aber unbedingt wenn es konkret wird. Das ist eine schlechte Nachricht für die Beschäftigten und das NRW-Traditionsunternehmen Bayer. 

 

Wenn Sie sich persönlich bei Bayer über die Klage in Frankreich beschwerden und freundlich und respektvoll eine Änderung der Unternehmensstrategie fordern möchten, können Sie dies hier tun: https://www.cropscience.bayer.de/de-de/support/kontakt 

 

Mit europäischen Grüßen,

Sven Giegold

Rubrik: Klima & Umwelt

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