Sven Giegold

Greensill Bank: Einlagensicherung muss konsequent am Risiko ausgerichtet sein

Medienberichte der vergangenen Tage legen nahe, dass die Bremer Greensill Bank AG in akute Schieflage geraten könnte. Die Bank ist eine Tochter der britisch-australischen Firmengruppe Greensill Capital, die auf Lieferkettenfinanzierung spezialisiert ist. Der Konzern musste diese Woche in Australien Insolvenzschutz anmelden, nachdem die Crédit Suisse und der Schweizer Vermögensverwalter GAM aus Sorge über die Finanzsituation Greensills wichtige Finanzierungen gestoppt hatten. Hintergrund sind hohe Verbindlichkeiten gegenüber dem britisch-indischen Stahlunternehmer Sanjeev Gupta.

Erst im Jahr 2017 hatte Greensill Capital die ehemalige Bremer Nordfinanz Bank übernommen und in Greensill Bank umbenannt. In der Folge wuchs die Bilanzsumme von 665 Millionen Euro in 2018 auf 3,8 Milliarden Euro in 2019 rasant an. Rund ein Drittel der 3,2 Milliarden Euro Kundeneinlagen wurden dabei über Online-Vergleichsportale wie Weltsparen oder Zinspilot eingeworben, die europaweit Festgelder vermitteln. Die Greensill Bank warb dabei mit ungewöhnlich hohen Zinsen und der Absicherung der Kundengelder durch die Einlagensicherung des Bundesverbands deutscher Banken. Schon seit einiger Zeit hat die BaFin einen Sonderbeauftragten bei der Greensill Bank eingesetzt, der das Tagesgeschäft des Instituts überwacht. Laut Medienberichten erwägt die BaFin derzeit, ein Moratorium zu verhängen, dass der Bank vorübergehend Mittelabflüsse untersagen würde.

Sven Giegold, finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Grüne/EFA im Europäischen Parlament, erklärt:

“Der Fall der Greensill Bank zeigt erneut, wie wichtig eine konsequente Verknüpfung von Risiko und Haftung bei der Einlagensicherung ist. Die Bank bot Anlegern in der letzten Jahren auffällig hohe Zinsen. Über Online-Vergleichsportale wie Weltsparen oder Zinspilot konnte sie damit in kurzer Zeit große Summen einwerben. Grundsätzlich ist gerade mehr grenzüberschreitender Vergleich von Angeboten der Banken in der Eurozone sinnvoll. Aber: Zentrales Marketingargument war die Einlagensicherung. Zehntausende Kunden liehen der Bank Geld, ohne sich für deren Risikoprofil zu interessieren.

Das kann nur gut gehen, wenn die Beiträge der Banken zu den Sicherungssystemen konsequent proportional zum Risiko der Geschäftsmodelle sind. Das fordern wir Grünen seit Jahren nicht nur für die Einlagensicherung, sondern auch für den Bankenabwicklungsfonds. Mit Erfolg haben wir das Prinzip der Risikoproportionalität im EU-Recht zwar verankern können. Jedoch haben es EU-Kommission und EU-Bankenabwicklungsbehörde im Kleingedruckten unzureichend verankert. Damit subventionieren konservative Institute ihre risikoreichen Mitbewerber. Die neuen Online-Vergleichsportale machen es riskanten Instituten heute besonders leicht, diese Fehlanreize auszunutzen.

In den USA werden die großen Investmentbanken bei der Einlagensicherung konsequent zur Kasse gebeten. Leider sind die europäischen Vorgaben zur Einlagensicherung und die nationalen Umsetzungen wachsweich. Eine wirkliche Risikogewichtung findet deshalb oft nicht statt. Bei der anstehenden Überarbeitung des europäischen Rahmenwerks und den Diskussionen um die Einführung einer europäischen Einlagensicherung dieses Jahr muss hier dringend nachgebessert werden. Eine gemeinsame Einlagensicherung in einer echten Bankenunion kann nur funktionieren, wenn Risiko und Haftung konsequent verknüpft werden.”

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Berichterstattung im Handelsblatt:

https://www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/banken/australischer-finanzkonzern-greensill-capital-droht-insolvenz-deutsche-tochter-verwaltet-hunderte-millionen-spareinlagen/26966910.html?ticket=ST-8010521-sOhgGYgN6eYmQ1SenJou-ap4

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Rubrik: Wirtschaft & Währung

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