Sven Giegold

Tierschutz: Europaparlament fordert strenge Regeln gegen illegalen Handel mit Haustieren

Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,

 

soeben hat das Europäische Parlament mit übergroßer Mehrheit einen Beschluss gegen den illegalen Handel mit Haustieren gefasst. Jedes Jahr werden in großem Maßstab Hunde, Katzen und andere Haustiere unter unhaltbaren Bedingungen in der EU gezüchtet und tausende Kilometer weit durch die EU zu den neuen Besitzer*innen transportiert. Das organisierte Verbrechen hat dieses Geschäft für sich entdeckt, und macht nach Schätzungen nicht selten Gewinne von 100.000 € und mehr pro Jahr für jeden Zuchtbetrieb. Die vorhandenen EU-Tierschutzregeln werden dabei systematisch hintergangen, die Betriebe nicht angemeldet, Jungtiere viel zu früh von den Eltern getrennt, schlecht ernährt und sozialisiert. Eine medizinische Versorgung und Schutzimpfungen finden in der Regel nicht statt.

 

Durch dieses perfide System ist der Preis für diese Tiere um ein vielfaches geringer als bei verantwortungsvollen Züchtern und Züchterinnen, sodass viele Verbraucherinnen und Verbraucher vor allem in Online-Verkaufsportalen mit einem vermeintlichen Schnäppchen gelockt werden. Doch die Tiere, die dann nach einer Odyssee durch Europa bei den neuen Besitzern ankommen, sind oft gesundheitlich so angeschlagen, dass sie nicht lange leben oder sich nicht an einen neuen Haushalt gewöhnen können. Die Zuchtbetriebe, die sich an die Vorgaben halten und die Tiere gut behandeln, kommen gegen die Kampfpreise nicht an und sind in ihrer Existenz gefährdet. Alles in allem eine unhaltbare Situation, gegen die sich das Europaparlament in seinem heutigen Beschluss wendet.

 

Konkret fordert das Parlament die zuständige EU-Kommission auf, ein verbindliches europaweites Registrierungssystem für Hunde und Katzen einzurichten. Nur wenn alle gehandelten Hunde und Katzen in der EU ab der Geburt registriert sind, lassen sie sich zu ihren Züchtern zurückverfolgen und die verbrecherische Praxis unterbinden. Zudem fordert das Parlament den Verbraucherschutz bei Online-Käufen von Haustieren zu verbessern und einheitliche Standards für die Züchtung und Vermarktung von Hunden und Katzen in der EU einzuführen. Die EU-Bürger*innen sollen besser über den illegalen Handel und das Leid der Tiere aufgeklärt werden. Zusammengenommen haben die geforderten Maßnahmen das Zeug nicht nur die Verbraucher*innen vor Betrug zu schützen, sondern dem Leid der Tiere endlich Einhalt zu gebieten.

 

Was wir heute über den illegalen Handel und die qualvollen Bedingungen für Haustiere wissen, haben wir zu großen Teilen nicht den Regierungen der Mitgliedsländern, sondern vor allem den Tierschutzorganisationen und NGOs zu verdanken, die mit großer Energie schon lange auf die Missstände aufmerksam machen und oft selbst gegen die kriminellen Akteure vorgehen. Nicht selten setzen sich die Aktiven selbst Gefahren aus. Das Europaparlament drückt den Organisationen für diese Arbeit große Wertschätzung aus und fordert die Mitgliedsländer aus, diese Organisationen zu unterstützen.

 

Nun liegt es an der EU-Kommission, die Forderungen des Parlamentes schnellstmöglich umzusetzen. Wir Grüne werden hier weiter im Europäischen Parlament, aber auch in den Mitgliedsländern, Druck machen, damit diese unhaltbaren Zustände so schnell wie möglich Geschichte sind.

 

Mit entschlossenen Grüßen

Euer und Ihr Sven Giegold