Sven Giegold

Vermittlung von Anlageprodukten: Offener Brief an die KD-Bank

Sehr geehrte Damen und Herren des Vorstands der KD-Bank,

vielen Dank für Ihr Anlageangebot vom 9. Januar 2014. Meine Frau wie Ihre ganze Familie ist seit langem Kundin Ihrer Bank, der wir uns als Kirchenbank auch besonders verbunden fühlen. Daher habe ich mich über einige Aspekte des von Ihnen unterbreiteten Anlageangebots sehr gewundert.

Seit einigen Jahre befasse ich mit als Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft und Währung (ECON) des Europaparlaments mit dem Thema der Vermittlung von Finanzprodukten und auch nachhaltigen Investments.

Neben dem Wachstumssparen bieten Sie meiner Frau zwei Investmentfonds an, nachdem sie ausdrücklich nach einer ethischen Geldanlage gefragt hat: UniRak Nachhaltig A und KCD-Union Nachhaltig Mix. Der UniRak-Fonds ist in Luxemburg aufgelegt, so dass die neuen Verbraucherschutzregeln der Bafin für in Deutschland aufgelegte Investmentfonds nicht gelten. Vielmehr erhebt der Fonds zusätzlich zum Ausgabeaufschlag, eine feste Vergütung für die Verwaltung sowie eine performance fee. Damit kommt der Fonds auf eine Gesamtkostenquote von 1,57% p.a. Das ist zu viel und deutlich mehr als professionelle Investoren für Portfolio-Management bezahlen würden. Dagegen erscheint die Kostenquote des in Deutschland aufgelegten KCD-Fonds angemessen.

Der langfristige Ertrag eines Fonds wird von der Kostenquote erheblich beeinflusst. Hohe Kosten schaden damit dem Anleger. Gleichzeitig sind die laufenden Erträge Ihrer Bank deutlich höher, wenn Sie einen Fonds vermitteln, der mit höheren Kosten verbunden ist. Daher befremdet mich, dass Sie auf diese hohe Kostendifferenz zwischen beiden Angeboten nicht ausdrücklich hinweisen. Noch mehr jedoch stört mich, dass Sie überhaupt einen Fonds mit einer so hohen Kostenquote anbieten. Dabei ist mir bewusst, dass dies auch an Ihrem Partner der Union Investment liegt, die leider nicht bereit ist, bei Ihren in Luxemburg aufgelegten Fonds die gleichen Standards anzulegen, wie bei Fonds in Deutschland. Dagegen haben zwei andere Marktführer im Fondsbereich in Deutschland – deka und Allianz Global Investors – diesen kundenfreundlichen Schritt bereits freiwillig vollzogen.

Doch auch der KCD-Fonds scheint keine ertragreiche Wahl. 75% des Fondsvermögens werden in festverzinslichen Wertpapieren gehalten. Größte Positionen: italienische, spanische, österreichische und deutsche Staatsanleihen sowie Bankenanleihen. Die durchschnittliche Verzinsung der festverzinslichen liegt bei 1,7% und die Laufzeit bei 4,4 Jahren. Der Ausgabeaufschlag beträgt 3% und die TER 0,86%. Bei diesen Kosten muss man also 5 Jahre halten, um mit 75% des Portfolios überhaupt break-even zu sein. Vorher liegt man aufgrund Ausgabeaufschlag im Minus. Nach 7 Jahren bekommt man 102 Euro auf 100 investierte Euro zurück. Im Fondsprospekt steht aber: der Fonds eignet sich für Anleger mit Haltedauer >3 Jahre. Ob das durch die 25% Aktien ausgeglichen wird, die man momentan eher auf hohem Kursniveau kauft, erscheint fraglich.

Gleichzeitig ist nicht erkennbar, warum Ihre beiden Fonds als nachhaltig eingestuft werden. Wir hätten uns gewünscht, dass gerade Ihr Institut hier strengere Kriterien anlegt. Als Anleger investiert man bei beiden Fonds in Firmen, deren Arbeitsweisen zum Teil dem Grünen Wandel im Wege stehen. Darunter: BASF, BMW, Beiersdorf, Daimler, Heidelberger Zement, Siemens, ArcelorMittal, Statoil. Das soll ich Ihnen besonders von meiner Frau ausrichten.

Daher bitte ich Sie, auf den Vertrieb von in Luxemburg aufgelegten Union Investment Fonds so lange zu verzichten, wie nicht zumindest die für in Deutschland aufgelegten Fonds gültigen Verbraucherschutzregeln gelten. Denn es gilt der Salomo zugeschriebene Spruch: „Ein guter Ruf ist köstlicher als großer Reichtum und anziehendes Wesen besser als Silber und Gold.“ (Sprüche 22,1)

Gerne würde ich dazu ein persönliches Gespräch mit Ihnen führen, auch um Ihre Bank einmal vor Ort kennenzulernen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Sven Giegold, MdEP

Koordinator der Grünen im Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON)

 

P.S.: Zu dem ganzen Problembereich habe ich vor einigen Wochen den Artikel „Genossen in der Steueroase“ veröffentlicht, den Sie hier finden: https://sven-giegold.de/2014/handelsblatt-genossen-in-der-steueroase/