Liebe Freundinnen und Freunde, liebe Interessierte,
am Wochenende haben wir von Bündnis90/Die Grünen ein neues Grundsatzprogramm verabschiedet. Was bisher auch medial kaum beachtet wurde, ist ein starkes neues Unterkapitel zum Thema Tierschutz. Das neue Grundsatzprogramm ist im Vergleich zum alten Programm von 2002 viel stärker aus Sicht des Tierschutzes. Auch im Vergleich zum ersten Entwurf des neuen Grundsatzprogramms wurde in den Verhandlungen der ohnehin starke Teil zum Tierschutz noch weiter verstärkt und durch ein eigenes Unterkapitel herausgestellt. Den verabschiedeten Text findet Ihr unten und das ganze Grundsatzprogramm hier.
Im Zentrum steht einmal mehr der Grundsatz, dass Tiere Rechte haben, die gegenüber menschlichen Handelns geschützt werden müssen. Tiere sind nicht einfach “Rohstofflieferanten” oder “Unterhaltungsobjekte”, sondern haben ein Recht auf Wohlergehen. Das zu gewährleisten, ist und bleibt Ziel Grüner Politik. Dazu braucht es als Verbündete auch unbedingt die anerkannten Tierschutzorganisationen, denen wir als Anwälte der Tierrechte mehr Kompetenzen und Unterstützung zukommen lassen wollen. Diese Grundsätze waren, wenn auch weniger deutlich formuliert, Teil des letzten Grundsatzprogramms.
Neu ist die Bekenntnis zu einer neuen Ernährungspolitik mit dem expliziten Ziel eines geringeren Fleischkonsum und der gezielten Förderung pflanzlicher Alternativen. Wenn weniger Fleisch konsumiert und exportiert wird, sinkt auch die Zahl der gehaltenen Tiere. Klar ist für uns auch, dass die immer weniger verbleibenden Tiere dann unter dramatisch besseren Bedingungen als heute gehalten werden müssen. Das bedeutet nichts anderes als das Ende der industriellen Massentierhaltung.
Solch eine Ernährungswende ist nicht nur zentral für den Tierschutz, sondern auch für Klima, Umwelt, Artenvielfalt und einen fairen Handel mit den Ländern des globalen Südens, deren Märkte Europa mit billigen hoch-subventierten Fleischexporten zerstört.
Im Bereich der Tierversuche haben wir uns das Ziel eines konkreten Ausstiegsplans gesetzt, damit konsequent Tierversuche reduziert und Alternativen gefördert werden.
Mit diesem starken neuen Tierschutzkapitel positionieren wir Grüne uns klar für grundsätzliche und weitreichende Lösungen für den Tierschutz und als Verbündete der Tierschutzorganisationen. Dieses Grundsatzprogramm wird maßgeblich auch das Bundestagswahlprogramm 2021 prägen. Hier werden wir uns dafür einsetzen, dass starke Tierschutzpolitik auch Teil des Programms wird. Hier brauchen wir auch weiter eine kritische Öffentlichkeit, denn mächtige Lobbyinteressen stehen dem Tierschutz gerade in der Landwirtschaft im Wege.
Mit europäischen Grüßen
Ihr und Euer Sven Giegold
P.S.: Einladung zum Webinar “Auto(w)ende? – Die Zukunft der Autoindustrie zwischen Klimaschutz & Corona-Krise” mit hochkarätigen Gästen aus Gewerkschaft, Wissenschaft, Autoindustrie und Zivilgesellschaft. Gemeinsam mit der Bundestagskollegin Lisa Badum. Mittwoch, 25.11.2020, 20:00 – 22:00 Uhr. Gleich hier anmelden!
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Beschlossenes Tierschutz-Kapital im neuen Grundsatzprogramm von Bündnis90/Die Grünen
Tierschutz
(75) Tiere sind fühlende Lebewesen, sie haben Rechte und dürfen nicht zu Rohstofflieferanten oder Unterhaltungsobjekten degradiert werden. Wo immer ihr Wohlergehen aufgrund menschlichen Handelns in Gefahr ist, muss es geschützt werden. Jede Tierhaltung ist an ihren umfassenden Bedürfnissen auszurichten, denn auch Tieren steht ein gutes und gesundes Leben zu. Dafür müssen die entsprechenden politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Anerkannte Tierschutzorganisationen benötigen als Anwälte der Tierrechte mehr Kompetenzen und mehr Unterstützung.
(76) Solange wir Menschen Tiere halten, um sie zu töten und zu essen, müssen wir ihnen ein würdevolles Leben frei von Schmerzen, Angst und Stress ermöglichen – ohne tierquälerische Zucht-, Haltungs-, Transport- und Schlachtmethoden. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft hat diese Ziele fest in sich verankert. Das bedeutet auch, dass künftig immer weniger Tiere gehalten werden und entsprechend weniger Fleisch konsumiert und exportiert wird. Das ist zugleich essenziell für den Schutz von Klima, Umwelt und Biodiversität und einen fairen Handel mit den Ländern des globalen Südens. Auch durch eine neue Ernährungspolitik und die gezielte Förderung pflanzlicher Alternativen sinkt der Konsum von tierischen Produkten. Tierversuche sollen nach einem Ausstiegsplan konsequent reduziert und durch innovative Forschungsmethoden ohne Tiere ersetzt werden.