Spekulationen auf Nahrungsmittelpreise stehen immer wieder in der Kritik, letzte Woche auch im Europaparlament (siehe unten). Eine interessante Diskussion um die Rolle von Spekulationen für den Anstieg von Lebensmittelpreisen und um deren ethische Bewertung haben in den vergangenen Wochen der Wirtschaftsethiker Ingo Pies (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) und Markus Henn von der Nichtregierungsorganisation WEED (World Economy, Ecology and Development) geführt.
Den Auftakt machte Pies mit einem Artikel in dem er argumentiert, dass Finanzmarktspekulationen mit Agrarrohstoffen sinnvoll und moralisch erwünscht sind. Ein von vielen NGOs gefordertes Verbot oder eine Einschränkung sei kontraproduktiv. Der Artikel erschien gekürzt am 31. August in der FAZ. Darauf hat Henn die Argumente des Professors widerlegt und ihm mangelnde Kenntnis vorgeworfen (hier die Reaktion).
Zu Markus Henns Artikel hat Ingo Pies eine Antwort in Form eines offenes Briefs verfasst, auf den Henn ebenfalls mit einem offenen Brief reagiert hat. Beide werfen sich gegenseitig inhaltliche und handwerkliche Fehler vor. Der bislang letzte Diskussionsbeitrag kommt wiederum von Markus Henn (hier der Link).
Letzte Woche hat sich der Ausschuss für Wirtschaft und Währung (ECON) im Europaparlament für bindende Positionen bei Lebensmittel- und anderen Warenderivaten ausgesprochen. Damit wird der Spekulation in diesem Bereich Grenzen gesetzt. Weitergehende Regeln gegen exzessive Spekulationen, wie sie in den USA bereits beschlossen sind, konnten jedoch nicht durchgesetzt werden. Mehr Infos zur Grünen Position finden sich hier.